Nestformen AmeisenhaltungAmeisen Onkel
Ameisen können in unterschiedlichen Nestern gehalten werden. Die richte Wahl ist hierbei entscheidend für Bedingungen im Nest und somit die Entwicklung für die Kolonie. Bitte beachtet immer, es gibt kein Idealnest für Ameisenart A. Es ist immer ein Kompromiss zwischen der Ameisenart, der Koloniegröße aber auch dem Geschmack des Ameisenhalters. Ich möchte euch hier auch nicht vorschreiben, dass ihr Ameisenart A in Nest-Form B halten müsst, sondern es ist nur eine Empfehlung von mir. Ich kann auch nur von meiner Erfahrung sprechen. Die endgültige Wahl trefft ihr zum Schluss.
Welche Kriterien gilt es bei der Auswahl einer Nest Form zu beachten?
In erster Linie ist die richtige Wahl des Nestes abhängig von der Ameisenart. Es gibt Arten, die leben z.B. ausschließlich in Holz, andere Leben in Hohlräumen, wiederum andere Leben unter der Erde oder zu guter Letzt gibt es Arten, die leben auf Bäumen. Es gibt Ameisenarten, die lieben es feucht, es gibt Ameisen, die mögen es trocken. Beachtet, hier gibt es auch Arten, die mehrere Ansprüche stellen. Betrachten wir z.B. unsere einheimischen Lasius niger: Diese leben in der Natur in Erdnestern, aber auch in Hohlräumen.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Größe eurer Kolonie. Gerade in der Gründung oder kurz nach der Gründung ist das Reagenzglas-Nest die beste Wahl. Hier habt ihr noch die Möglichkeit die komplette Kolonie zu beobachten und bei Problemen noch gegenzusteuern könnt. Sobald eine Kolonie z.B. in einem großen Erdnest lebt, habt ihr fast keine Chance mehr diese zu sehen oder auch im Notfall aus dem Nest zu bekommen.
Wenn eure Art es feucht mag, dann müsst ihr euch Gedanken machen, ob ihr das Nest gut befeuchten könnt oder wie lange das gewählte Nest die Feuchtigkeit speichern kann.
Die Herkunft eurer Ameisen kann auch entscheidend sein. Gerade bei einheimischen Arten müsst ihr immer beachten, dass die Kolonie eine Winterruhe braucht. Deshalb sollte das Nest auch transportabel sein.
Zu Guter Letzt hängt die Auswahl des Nestes vom Halter selber ab. Einerseits unterscheiden sich glücklicherweise die Geschmäcker, aber auch der finanzielle Faktor sollte man nicht außer Acht lassen. Große Ameisennester oder Becken können schnell mehrere 100€ kosten. Aber bitte beachtet hier meine Anmerkung. Ihr müsst immer bedenken, sobald eine Kolonie in einem Becken oder Nest ist, wird sie dieses nicht so einfach wieder verlassen. Die Ameisen werden euch über Jahre begleiten. Deshalb lautet meine Devise: Lieber beim Bauen des Nestes einmal mehr nachdenken oder den ein oder anderen Euro mehr ausgeben, anstatt dass ihr Zeit und Geld sparen möchtet und dann mit dem Ergebnis leben müsst, dass euch vielleicht nicht gefällt.
Aus meiner Erfahrung mit Ameisen kann ich euch aber eins bereits mit auf dem Weg geben. Man macht sich vorher viele Gedanken wo und wie es den Ameisen in deinem Nest gefallen wird. Wo werden sie leben usw. Ich kann euch sagen: Sie werden nie komplett an eure Pläne halten. Ich wurde schon des Öfteren positiv, aber auch negativ von ihnen überrascht. Z.B. wird ein schöner Nesteingang in einem Ytongnest geplant. Dieser wird aber nicht verwendet, weil es einen kleinen Spalt gibt, der durch die unsaubere Bearbeitung des Steins entstanden ist. Vor allem planen wir Ameisenhalter immer zu große Kammern ein. Ameisen lieben es sich in kleine Schlitze zu zwängen.
Reagenzglasnest
ReagenzglasnestAmeisen Onkel
Sobald ihr in die Ameisenhaltung einsteigt, wird das Reagenzglasnest eines der ersten Nestarten sein. Gerade zur Gründung oder beim Halten von kleinen Kolonien sind die Reagenzglasnester eigentlich unverzichtbar. Darin könnt ihr zu Beginn die meisten Ameisenarten halten, bis sie eine "stabile" Koloniegröße erreicht haben. Eine Kolonie ist für mich „stabil“, sobald eine Kolonie gegründet hat aber auch eine schlechte Phase überstehen kann. Bei Lasius niger sind dies um die 50 Arbeiter, bei Pheidole pallidula müssen es einige hundert Arbeiter sein. Es gibt euch auch genug Zeit, um euch Gedanken über ihr späteres Nest zu machen. Im Zweifel ist es immer möglich ein weiteres Reagenzglas neben dem bestehenden zu platzieren. Hier wirst du mit der Zeit auch unterschiedliche Arten von Reagenzgläsern sehen. Es gibt Reagenzgläser, in denen man den Wassertank über einen Stöpsel nachfüllen kann. Das Auffüllen des Wassertanks ist der größte Nachteil der Reagenzglasnester. Manche Halter schmieren zusätzlich ein Teil des Reagenzglases mit Sand/Lehm aus, legen Blätter rein oder füllen es teilweise mit Erde. Dies ist tatsächlich bei manchen Arten sinnvoll, jedoch benötigt ihr das nicht bei unseren einheimischen Arten.
Reagenzgläser sind in der Regel eine sehr günstige Art eure Ameisen zu halten. Normalerweise kaufe ich meine Reagenzgläser bei einem Händler für Chemie Bedarf. Dort ist es ein Cent-Artikel. Jedoch suchen auch viele Halter nach Reagenzgläsern z.B. auf Amazon. Sobald dies ein "Dekoartikel" ist, kosten die gleichen Reagenzgläser schnell ein paar Euro.
Wenn ich eine Kolonie in einem Reagenzglas halte, geben ich ihnen immer etwas Baumaterial in Form von Seramis in die Arena. Damit verschließen die Ameisen ihr Reagenzglas und können so auch die Luftfeuchtigkeit regulieren. Gerade durch die größe Öffnung des Reagenzglases fühlen sich Ameisen oft bedroht. Ein weiterer Tipp: Legt am besten einen Stein oder Ast neben eure Reagenzgläser, sodass es nicht leicht wegrollen kann. Gerade diese kleinen "Wackler" stören auch die darin lebende Ameisenkolonie und das sollte verhindert werden. Zu guter Letzt dunkelt die Reagenzgläser mit Alufolie ab.
Ytongnest
YtongnestAmeisen Onkel
Der Ytong-Stein bzw. Porenbetonstein wird sehr häufig in der Ameisenhaltung verwendet. Gerade seine Bearbeitung ist sehr einfach und es bedarf keinem speziellen Werkzeug. Lediglich eine Steinsäge, eine Bohrmaschine und einen Schraubendreher für die Bearbeitung benötigt. Des Weiteren nimmt der Stein durch seine Poren zügig Wasser auf und gibt es über die Zeit ab. Man kann es mit einem Schwamm vergleichen. Ytongnester können als intern oder externen Nest verwendet werden. Intern heißt, dass das Nest mit in der Arena integriert ist. Z.B. kann der Boden aus einem Ytong Stein bestehen in dem Nestkammer eingearbeitet worden sind. Externen Nester sind freistehende Ytong Steine, die mit einer separaten Arena verbunden sind. Für die Nesteinsicht wird z.B. ein Acrylglas-Platte vor die Kammern geklebt. Hier müsst ihr aber beachten, dass sich Acrylglas bei Feuchtigkeit und Hitze verziehen kann. Die Ameisen lieben es auch, Dreck oder Müll in kleine Ritzen zu stopfen. Dadurch können Spalten entstehen über die Ameisen ausbrechen können. Bei der Wahl der Ameisenart müsst ihr auch folgendes Beachten: Einige Arten z.B. Messor barbarus können sich durch den Ytong Stein nagen.
Es ist wichtig, sobald eure Ameisen in einem Ytongnest leben sollen, ihr immer eine Arena anbietet .
Porenbetonsteine könnt ihr bereits für wenige Euro im Baumarkt erwerben.
Für mich persönlich ist diese Nest-Form eine sehr gute Wahl für etwas größere Ameisenarten (z.B. Camponotus sp.), die gerne in Hohlräume nisten. Sie sind für Arten geeignet, die es etwas trockener mögen, da durch zu häufiges Befeuchten zum Schimmeln von Futterresten führen kann. Ein Nachteil der Ytong Nester ist, dass die Ameisen ihr Nest nicht selbst gestalten können und somit haben sie nie "optimale" Bedingungen. Jedoch ist dies „Jammern auf hohem Niveau“ und ich habe weitgehend nur positive Erfahrungen mit Ytongnestern gemacht.
Erdnest
ErdnestAmeisen Onkel
Eine weit verbreitete Alternative zu den Ytongnester sind die Erdnester. Einfach gesagt wird lediglich Erde oder auch eine grabfähige Sand-Lehm-Mischung in ein Becken gegeben, etwas fest gedrückt und fertig ist das Erdnest. Erdnester könnt ihr in Form einer Farm oder direkt in der Arena verwenden. Das Erdnest bietet im Gegensatz zu Ytongnestern ein guter Rückzugsort für die Ameisen. Nach meiner Meinung brauche ich nicht immer Nesteinsicht bei meinen Kolonien. Des Weiteren eignen sich Erdnester gut für Arten, die es feuchter lieben. Die Erde oder das Sand-Lehm-Gemisch speichert gut die Feuchtigkeit. Die Ameisen können ihr Nest nach Belieben gestalten und somit annähernd optimale Bedingungen für ihre Entwicklung schaffen. Gerade bei kleinen Arten wie z.B. Pheidole würde ich nichts anderes als ein Erdnest empfehlen. Das Erdnest kann auch sehr einfach mithilfe von Pflanzen, Steinen oder sonstiger Dekoration sehr individuell gestaltet werden. Jedoch solltet ihr immer beachten: Durch die Grabaktivitäten und der Aushub können die Ameisen ein Becken über die Zeit umgestalten. Füllt hierbei eure Becken nicht mehr als die Hälfte mit Erde. Ansonsten kann der Aushub bis über Ausbruchsschutz gestapelt werden und die Ameisen brechen aus. Gerade Arten wie Carebara sp. durchwühlen die komplette Erde und machen z.B. eine Bepflanzung lediglich am Anfang möglich. Bei den Pflanzen müsst ihr immer beachten, dass diese nicht mit Pestiziden behandelt sind. Diese könnten euren Ameisen schaden. Symptome hierfür sind z.B. komisches zucken der Tiere.
Ich persönlich bin mittlerweile ein sehr großer Freund der Erdnester geworden. Über die Jahre war mir die Nesteinsicht nicht mehr so wichtig, sondern dass es den Ameisen gut geht und ich schöne Becken gestalten kann. Natürlich sehen diese nach mehreren Jahren nicht mehr aus wie am ersten Tag. Dafür sind sie dann individuell.
Korknest
KorknestAmeisen Onkel
Für Holzbewohnende Ameisen empfiehlt sich ein Nest aus Kork anzubieten. Hierfür nutze ich gerne die gepressten Korkplatten aus dem Baumarkt. Einerseits sind sie nicht sehr teuer, andererseits kann mit ihnen ein Nest ohne großen Aufwand gebaut werden. Der Vorteil der Korkplatten ist, dass diese einfach mit einem Cuttermesser bearbeitet werden können. Sei es, dass Kammern vorgeformt werden, oder dass die Platten für ein Becken zurechtgeschnitten werden. Für letzteres reicht es, mit dem Messer die Bruchkante vorzuschneiden und dann über einer Kante zu brechen (ähnlich wie beim Schneiden von Acrylglas). Die Ameisenkolonie kann nicht nur die formgeformten Kammern nutzen, sondern auch eigene Kammer in den Kork beißen, da dieser weich ist. Beim Befeuchten von Korknester muss man etwas Acht geben, da sie sehr langsam Wasser aufnehmen. Tipp: Lieber mehrmals befeuchten. Jedoch müsst ihr folgendes Beachten: Korknester sind nur als interne Nester geeignet.
Sonstige Nestformen
Sonstige NestformenAmeisen Onkel
Sonstige NestformenAmeisen Onkel
Es gibt noch einige alternative zu den oben genannten Nestformen. Z.B. werden Nester aus dem 3D Druck immer häufiger verwendet. Ich hatte früher auch 3D Nester in Verwendung, jedoch habe ich diese mittlerweile alle ausgemustert. Sie sind jedoch mehr auf die Wünsche des Ameisenhalters angepasst, als an die Wünsche der Ameisen. Hauptziel ist meist, dass der Halter einen guten Einblick in das Nest hat. In den letzten Jahren hat sich in diesem Markt einiges zum Positiven verändert. Ich nutze am liebsten interne bzw. integrierte Nester. 3D Nester sind hauptsächlich externe Nester. Mir persönlich gefallen sie nicht, gerade weil man ihnen einfach ansieht, dass sie gedruckt wurden und nicht aus einer Spritzgussform kommen. 3D Druck hat für noch immer diesen Prototyp Charakter.
Anstelle eines Ytongstein werden auch Gips und Betonnester in der Ameisenhaltung verwendet. Hier werden die Kammern mittels Modelliermasse vorgeformt und dann das Nest mit z.B. Gips ausgegossen. Da Gips sehr kompakt ist und im Gegensatz zu Porenbeton deshalb nicht "atmungsaktiv" hat man in solchen Nestern sehr schnell Probleme mit Schimmel. Ich habe solche Nester noch nicht verwendet.
Zusammenfassung
AmeisennesterAmeisen Onkel
Die Auswahl des Nestes ist immer eine Kombination aus mehreren Faktoren. Was ist am besten für die Kolonie, was gefällt einem selber und natürlich abhängig der Kosten.