So Hallo, nach einer etwas längeren "Auszeit" gibt es heute endlich ein neues Video von mir. Ich hatte in den letzten Monaten leider nicht die Zeit euch etwas über meine Ameisen zu erzählen. Das möchte ich nun Nachholen. In diesem Video erzähle ich euch, wie ihr euch verhalten solltet, sobald eure Kolonien Geschlechtstiere aufziehen
Hallo zusammen, wie bereits ein paar von euch wussten, war letztes Jahr das BR mit "Anna und die Haustiere" bei mir zu Besuch um ein Folge zu drehen. Jetzt steht endlich der Termin für die erste Ausstrahlung fest. Es ist am 05.03.2022 um 10:05 Uhr. Zielgruppe sind hier Kinder, jedoch denke ich wird es den ein oder anderen interessieren und es dennoch anschauen. An sich Hilft es sicher der Ameisenhaltung in solch einem Format einmal vorgestellt zu werden.
Stand bei der Gründung meiner Camponotus singularis. Eine kleine Larve ist zu sehen. An sich ein gutes Zeichen. Beim der Kontrolle hat sich die Königin auch sehr entspannt Verhalten (in Gegensatz zu anderen Arten). Ich Denke ich bin hier auf einem guten Weg. Nächste Kontrolle wird es Anfang nächstes Jahr geben.
Hallo zusammen. Hier ist ein neues Video. Im video zeige ich euch, wie ich ein Übergangsbecken für meine kleine Kolonie Lasius emarginatus mache. Solch ein Becken reicht für die ersten Jahr einer Ameisen Kolonie. Wie im Video bereits erwähnt lasse ich den Sand normalerweise 1-2 Tage trocknen.
Falls ihr Anregungen oder Kritik habt könnt ihr gerne ein Kommentar da lassen.
Ameisen brauchen an sich nicht viel unterschiedliches Futter. Es reichen Kohlenhydrate, meist in Form von Zuckerwasser, und Proteine sodass sie ihre Nachkommen wachsen können.
Kohlenhydrate dienen der Ameisen als "Energielieferant" für ihren eigenen Stoffwechsel. Dies nehmen sie meistens in Form von Fructose (Fruchtzucker) oder Glucose (Traubenzucker) auf. In der Natur finden sie diese an sehr unterschiedlichen Stellen. Man kann oft lesen, dass viele Ameisenarten z.B. Blattläuse melken. Dies ist einer der vielen Symbiose die Ameisen mit anderen Tieren eingehen. Einerseits schützen die Tiere die Blattläuse vor anderen diesen, andererseits melken sie diese und kommen so an den Honigtau den sie produzieren. Jedoch decken die Ameisen nicht nur über den Honigtau der Blattläuse ihren Kohlenhydratbedarf, sondern besuchen auch oft Blüten von verschiedenster Pflanzen und nehmen dort den süßen Nektar auf.
Proteine werden bei den Ameisen für die Entwicklung der Brut benötigt. In der Natur gibt es viele unterschiedliche Proteinquellen für die Ameisen. Einerseits anhand von Aas das sie finden, andererseits erjagen sie viele andere Insekten. Das Aas sollte jedoch nicht zu alt sein, da Ameisen lieber frische Proteine zu sich nehmen. Getrocknetes Aas (man liest oft auch "stinkendes") wird von ihnen ignoriert. Sie machen an sich kaum unterschied ob es nun Insekten sind, Fisch oder Fleisch.
Wie bei eigentlich fast allen Punkten gibt es bei den Ameisen wieder ein paar Ausnahmen. Gerade die granivore Arten (Körnerfressende) oder die Blattschneiderameisen decken ihren Nahrungsbedarf über andere Sachen. Granivore Arten decken ihren Futterbedarf über Samen. Indem sie die Samen zerkauen stellen sie dabei das sogenanntes Ameisenbrot her. Ergänzend ernähren sich granivore Arten auch von Insekten und anderen Tieren.
Die Blattschneiderameisen züchten einen Pilz. Beim Zerkauen der Pflanzen nehmen die Ameisen den Nektar der Pflanzen auf um ihren Kohlenhydratbedarf zu decken. Die zerkauten Blätter dienen wiederum dem Pilz als Nährboden. Der Fruchtkörper des Pilzes diesen dann als Proteinquelle für die Brut.
Für die Versorgung an Kohlenhydrate könnt ihr viele verschiedene Dinge anbieten. Ich biete bei mir lediglich Zuckerwasser an, da ich das am besten handhaben kann. Jedoch könnt ihr auch z.B: Honig oder Ahornsirup anbieten. Das müsst ihr für euch selbst entscheiden, was eure Kolonien am liebsten mögen und welchen Aufwand ihr bei Füttern haben möchtet. Wie bereits gesagt habe ich mich für das Zuckerwasser entschieden, da ich pro Woche ungefähr 800ml für die ganzen Tränken herstelle. Klar könnte ich auch mit weniger zurechtkommen, aber ob ich nun 500ml oder 800ml herstelle macht keinen Unterschied. Der unterschied wäre lediglich, dass ich dann einige Tränken voller machen müsste wie andere. Diese Tränken müsste ich dann abhängig der Kolonien in die richtigen Formicarien stellen. Da dies sehr Aufwändig bei all meinen Kolonien ist, fülle ich alle Tränken komplett unabhängig ob sie so viel Zuckerwasser brauchen oder nicht.
Ich biete meinen Kolonien normalerweise ihr Zuckerwasser immer über Tränken an. Es hat einerseits den Vorteil, dass ich diese einigen Tage in der Arena stehen lassen kann, andererseits ist das Abfüllen sehr einfach. Im Winter reicht es, wenn diese nicht ausgetrunken werden, alle 2 Wochen auszuwechseln. Im Sommer herrscht die Gefahr, dass das Zuckerwasser anfängt zu gären. Da muss dieses früher getauscht werden. Im Hochsommer Wechsel ich diese einmal die Woche.
Ich mische meine Zuckerwasser im Verhältnis 1:3 (Zucker : Wasser, Gewicht). Vorher koche ich jedoch das Wasser ab. Einerseits töte es mögliche Erreger ab, jedoch dienst dies hauptsächlich dafür, dass der Zucker sich im Warmer Wasser schneller und leicht auflösen lässt. Da ich viele Kolonien habe Mische ich pro Zyklus ca. 800ml Zuckerwasser an
Über das genaue Mischungsverhältnis gibt es sogar wissenschaftliche Untersuchung aus dem Jahr 1998 anhand von Camponotus mus (https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0022191098000535). Grob und kurz zusammengefasst kann man sagen, dass das Zuckerwasser bei einem Anteil von 30% Zucker am attraktivsten für die Ameisen ist.
Quote: Nectar intake rate was observed to increase with increasing sucrose concentration in the range 5 to 30% sucrose. It reached a maximum at 30.8%, and declined with increasing sucrose concentration.
In meinem Fall ist das Anfangsverhältnis 25% Zucker. Dieses Verhältnis ändert sich über die Zeit durch die Verdunstung des Wassers
In der Haltung habt ihr viele Möglichkeiten eure Ameisen zu füttern. Ich verfüttere unter anderem Heimchen, Schokoschaben und Grillen. Oft liest man in diversen Foren und Gruppen, dass eine Kolonie keine Proteine annimmt. Dafür müssen 2 Dinge vorliegen. Ersten muss die Kolonie Brut haben, zweiten sieht man bei kleinen Kolonien recht schwer, ob sie überhaupt an die Proteine gehen. Gerade am Anfang machen sie viele Neulinge sorgen, da sie nicht sehen, dass die Tiere Proteine angenommen haben. Eine kleine Kolonie braucht noch nicht viele Proteine. Selbst ein kleines Heimchen bekommen sie nicht verwertet. Auch sind gerade kleine Kolonien nur nachts unterwegs, da es in der Natur sehr gefährlich ist das Nest zu verlassen. Macht euch hier bitte keine Sorgen, dass eure Kolonien nichts annehmen. Wenn sie Proteine brauchen nehmen sie diese. Wichtig ist hier auch noch zu erwähnen, dass gerade kleine Arten oft Probleme mit Chitin Panzern habe und nicht durch diese durchkommen. Aus diesem Grund teile ich eigentlich immer meine Futtertiere, sodass sie einfacher an die weichen Teile kommen.
Bei einigen Arten kann es vorkommen, dass bereits eine Begattung innerhalb des Nests stattfindet. Zu erwähnen sind hier z.B. Pheidole megacephala oder Paratrechina longicornis. Dieses verhalten kann man meist bei hoch invasiven Arten sehen. Durch das bilden von Zweignestern vergrößern diese ihr Einzugsgebiet. Gerade bei den Paratrechina longicornis ist noch das double cloning zu erwähnen. Das heißt, jede Jungkönigin hat die selbe DNA wie die Königin selbst. Alle Männchen haben die selbe DNA wie das Männchen, dass die Königin begattet hatte. Durch diesen Trick verhindern sie Probleme die durch häufigen Inzucht enstehen können.
Anbei eine kurze Schwarmflugtabelle von ungefähren Schwarmflugzeiten einzelner Arten. Ich möchte hier nicht, wie es viele andere Seiten machen, eine möglichst große Tabelle (Quelle ist meist der Seifert) einfügen, sondern nur eine kurze Übersicht der wichtigsten Arten, die auch gehalten werden können.
Art | Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez |
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Camponotus fallax |
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Camponotus herculeanus |
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Camponotus ligniperdus |
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Camponotus vagus |
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Formica fusca |
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Formica sanguinea |
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Lasius emarginatus |
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Lasius flavus |
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Lasius fuliginosus |
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Lasius niger |
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Lasius umbratus |
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Manica rubida |
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Myrmica rubra |
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Solenopsis fugax |
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Temnothorax nylanderi |
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Temnothorax unifasciatus |
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Tetramorium caespitum |
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Tetramorium impurum |
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Wenn ihr zu faul um zu lesen seit, ich habe auch ein Video zur Gründung gemacht. In diesem erkläre ich auch die wichtigsten Schritte. Informationen zum Einstieg in die Ameisenhaltung
An sich gibt es 3 verschiedene Gründungsformen, die ich nachfolgend genauer beschreiben möchte.
Nachdem Schwarmflug streifen diese Königinnen ihre Flügel ab und fangen an eine geeignete Stelle für ihre Gründung zu suchen. Gerade im Spätsommer kann man teilweise hunderte Lasius niger Königinnen beobachten, die eine geeignete Stelle suchen.
Haben sie solche eine Stelle gefunden graben sie meist eine sogenannte Gründungskammer. Aus diesem Grund sind Schwarmflüge auch oft vor Gewittern zu beobachten, da durch den Regen der Boden weicher ist und sich die Gründungskammer leichter graben lässt.
In den meisten Fällen wird die Gründungskammer durch die Königin verschlossen. (außer in der semiclaustralen Gründung). Daraufhin fängt die Königin an ihre ersten Eier zu legen.
Sobald die ersten Arbeiter geschlüpft sind versorgen diese die Königin und die neue Brut. Die erste Generation der Arbeiter nennt man auch Pygmäen. Diese sind meist kleiner als die weiteren Generationen. Dies liegt vermutlich an der geringeren Proteinversorgung während der Gründung.
Typische einheimische Arten die clausal gründen:
Für den Ameisenhalter kann man den unterschied, wenn man die Art nicht genau selber bestimmen kann, gut an der Königin selber erkennen. Hat eine Königin viele Reserven, kurz gesagt ist sie dick, kann man davon ausgehen, dass diese clautral gründet.
Typische einheimische Arten die semiclaustral gründen:
Um die parasitäre Gründung durchzuführen versucht die Königin zuerst mithilfe eines Täuschungsmanövers in die Kolonie vorzudringen. Hierfür töte diese Königin meist eine oder mehrere Arbeiter der Wirtskolonie um den Kolonieduft (gesteuert über Pheromonen) anzunehmen. Durch diesen Trick meint die Wirtskolonie, dass die Königin zu ihrem Volk gehört. Natürlich läuft dies nicht so einfach ab, da der duft der Kolonie nicht so einfach übernommen werden kann und es oft zu Angriffen von Arbeiter kommt. Hat sie den Duft übernommen dringt die Königin in die Wirtskolonie ein und versucht sobald als möglich Nahrung von den Arbeiter zu bekommen. Da sozial gründende Königinnen über wenig Reserven verfügt ist dies ihre Hauptpriorität. Normalerweise verstirbt solch keine Königin bereits nach wenigen Tagen, wenn diese keine Wirtskolonie gefunden hat. Ist die Königin nun in ein Volk eingedrungen fängt diese auch an erste Eier zu legen. Diese werden in seltenen Fällen selbst von der König versorgt sondern einzig und allein von der Wirtskolonie.
Bei eine intakten Wirtskolonie dringt die Königin auch in das Nest der Wirtskolonie ein. Hier hat sie aber auch unterschiedliche Strategien. Einerseits macht sie die oben ausgeführte Strategie oder sie rennt gezielt direkt in das Nest und nistet sich dort ein. Abhängig um welche Art es sich handelt ist es entweder das Ziel der sozial parasitären Königin, direkt die Königin der Wirtskolonie zu töten. Aber dies ist auch nicht immer der Fall. Es kann auch sein, dass die neue Königin die alte Königin auch in Ruhe lässt. Durch das aussondern "stärkere" Pheromonen kommt es auch vor, dass die alte Königin auch einfach nicht mehr versorgt wird und deshalb verstirbt. Durch die Eiablage beginnt auch hier die eigentliche Übernahme der Kolonie.
Typische einheimische Arten die parasitär gründen:
Eine Weitere Art der Gründung ist durch die Bildung von Zweignestern. Gerade bei hochinvasiven Arten kann man diese Gründung recht häufig beobachten. Hierbei spricht man auch von Superkolonien. Die Begattung der Königin findet hier meist bereits im Nest statt. Ein Zweignest wird daraufhin durch das abspalten eines Teils der Kolonie gegründet. Hierbei wandert ein Teil der bestehenden Kolonie ab, meist nur weniger Meter vom ursprünglichen Nest. Dieses Zweignest befindet sich jedoch noch in Verbindung zum alten Nest. Solch ein Verhalten kann man auch bei unseren einheimischen Waldameisen beobachten. Man findest oft mehrere Hügel in unmittelbarer Nähe voneinander und diese sind somit wahrscheinlich Zweignester der ursprünglichen Kolonie.
Typische einheimische Arten die sich hauptsächlich durch Zweignest Bildung gründet:
In dem meisten Fällen läuft eine Gründung einer Ameisen Kolonie nach den 3 oben Beschrieben Arten statt. Jedoch gibt es auch noch ein paar Sonderformen.
Typische einheimische Arten die oft in Pleometrose gründen:
Typische einheimische Arten die eine permanenten Sozialparasitismus betreiben:
Die Gründung in der Ameisenhaltung läuft meistens nach dem selbem Schema ab. Zuerst ist es am wichtigsten zu wissen, nach welcher Art die Königin, die ihr gefunden habt, gründet.
Hier sollten am besten Anfänger die Finger lassen. Eine sozial parasitäre Gründung ist nicht sehr einfach. Ich habe bereits auch ein paar Versuche unternommen, die leider bisher nicht sehr erfolgreich waren. Am besten zweigt ihr einige Arbeiter von einer existierenden Kolonie ab und gebt diesen aber ein paar Larven un Puppen. Diese gebt ihr in ein Reagenzglas mit Wassertank. Dieses wird in eine kleine Arena, wieder mit Baumaterial, gelegt. Später gebt ihr die sozial parasitär gründende Königin dazu. Wichtig hier sind Ausweichmöglichkeiten. Proteine und Zuckerwasser sollten zugänglich sein.
Hallo zusammen. Heute habe ich es endlich geschafft euch ein Video zum Einstieg in die Ameisenhaltung zu machen. Ich spreche im Video über die verschiedenen Gründungsarten und die verschiedenen Nest Arten.
Da das Thema Winterruhe immer wieder auftritt, wollte ich nun auch endlich mal meine Erfahrungen und etwas Informationen zur Winterruhe mit euch teilen. Gerade Anfänger haben oft Schwierigkeiten, wenn diese vor ihrer ersten Winterruhe stehen. An sich gibt es eine große Fülle an Informationen, jedoch unterscheiden sich diese in manchen Details. Ich möchte jetzt nicht zu sehr auf die Details eingehen, etwa ob schon 3 Monate Winterruhe für die einheimischen Arten ausreicht, sondern möchte euch einfach eine "Empfehlung" geben. Diese können an der einen oder anderen Stelle "falsch" bzw. "anders" als die üblichen Quellen sein. Diese basieren auf meine Erfahrungen mit der Ameisenhaltung.
Zuerst muss folgendes unterschieden werden. Einerseits gibt es die klassische Winterruhe, sprich wie bei unseren einheimischen Arten, andererseits gibt es die sogenannte Diapause, die bei exotischen Arten zu beobachten ist. Der Grund für die Winterruhe ist meist dieselbe, und zwar "überwintern" die einheimischen Arten indem sie, jetzt sehr einfach ausgedrückt, ihren Stoffwechsel auf mein minimales reduzieren und warten, bis es wieder wärmer wird und sie wieder Nahrung finden können. Klar muss man hier noch erwähnen, dass es den exogenen und den endogenen Eintritt in die Winterruhe gibt.
Die exogene Winterruhe wird durch externe Einflüsse bei den Ameisen eingeleitet. Hier kann z.B. die verkürzte Tageszeit (Licht), die Temperatur oder die Verfügbarkeit von Nahrung die ausschlaggebenden Faktoren sein, dass eine Ameisen Kolonie mit der Winterruhe startet.
Die endogene Winterruhe wird durch die sogenannte "innere Uhr" der Ameisen eingeleitet. Sprich sie starten nach einem bestimmten Zeitraum selber mit ihrer Winterruhe. Gerade bei warmen Frühlingen und heißen Sommern kann man beobachten, dass bereits Ende August der ersten Ameisen sich auf die Winterruhe vorbereiten und fast keine Aktivität mehr zeigen.
Nun fragen sich einige, weshalb man in der Ameisenhaltung die Winterruhe machen sollte. Dazu gibt es leider viele widersprüchliche Meinungen. Es gibt stimmen, die sagen, dass man nicht unbedingt eine Winterruhe machen muss. Ich bin da der gegenteiligen Meinung. Ich gehöre zu denen, die bei der Kolonie eine Winterruhe empfehlen würde (Exoten natürlich ausgeschlossen). Leider gibt es zu dem Thema nicht viele Studien, aber es gibt trotzdem genug Argumente für eine Winterruhe. Im folgenden Liste ich ein paar Punkte auf:
Gerade in der Ameisenhaltung ist für mich eines der "Ziele" für die Haltung, dass eine Kolonie Geschlechtstiere aufzieht. Das ist ein Zeichen für mich, dass man alles richtig mit ihnen macht und es der Kolonie gut geht. Geschlechtstiere ist an sich ein Zeichen, dass sie auch "nutzlose" Tiere großziehen und die Versorgung ausreichen ist. Über das Wort nutzlos kann man nun streiten, aber wenn man sich eine monogyne Kolonie ansieht, sind bringen Geschlechtstiere einer Kolonie nicht weiter (übernehmen keine Aufgaben wie z.B. die Futtersuche), verbrauchen auch noch Nahrung und müssen natürlich in der Entwicklung gepflegt werden. Bei den Myrmica ssp. werden oft Geschlechtstiere nur aus der Brut großgezogen die Überwintert wird, Stichwort slow-brood
Es gibt Stimmen, die behaupten, dass man durch das auslassen der Winterruhe die Lebenserwartung einer Kolonie sinkt. Leider gibt es dazu keine wissenschaftlichen Studien (meines Wissen nach) die das mal genau untersucht hat. Um solch eine Studie überhaupt machen zu können muss man natürlich viel Zeit mitnehmen. Wenn man z.B. die Lasius niger genauer betrachten. Eine Königin hat eine "Lebenserwartung" von ~20 Jahren. Möchte man nun eine Studie über die Lebenserwartung machen, müsste man einige Kolonien dauerhaft unter gleichen bedingen Halten. Gruppe A würde eine Winterruhe bekommen, Gruppe B nicht. Hier reicht es auch nicht, dass jede Gruppe nur 2-3 Kolonien sind, da dann statistische Abweichungen zu sehr ins Gewicht schlagen würden. Man müsste die im großen Stil aufziehen, sodass man eine fundierte Aussage treffen kann. Hat man nun z.B. 50 Kolonien pro Gruppe, sollte man diese natürlich über diese 20 Jahre halten. Nun stellt euch einfach vor, ihr müsst 100 Kolonien, der gleichen Art, über 20 Jahre beobachten... Aber kommen wir zurück zum eigentlich Punkt. Wenn man nun eine normale Phase eines Jahres einer Gyne betrachtet. Im Frühjahr geht es los. Die Kolonie wacht aus der Winterruhe auf. In jeder Winterruhe gehen Tiere ein (natürliche Selektion). Die Kolonie hat keinerlei Futterreserven, eventuell sogar Larven mit überwintern, die nun gefüttert werden müssen. Nun fängt die Königin an, wie "verrückt" Eier zu legen. Dies zerrt an ihren Kraftreserven (kann man das so sagen?). Sie legt eigentlich kontinuierlich Eier bis zum nächsten Eintritt in die Winterruhe, klar weil es ihre Aufgabe ist, aber auch um die Nahrungsversorgung der Kolonie und somit auch ihre Existenz sicher zu stellen. Die Winterruhe ist somit eigentlich auch eine Ruhezeit für die Königin, sodass diese Winter neue "Energie" für das darauffolgende Jahr sammeln kann
Es gibt Stimmen, die behaupten, dass die Aktivität einer Kolonie abnimmt, sobald man die Winterruhe auslässt. Ob dieser Punkt nun wahr oder falsch ist kann ich nicht sagen. Natürlich kommt es auch auf den Winterruhezyklus der Kolonie an. Hat die Kolonie einen endogenen Zyklus nimmt deren Aktivität gewissermaßen ab, sobald die Kolonie ihre Winterruhe Antritt (Zeitpunkt). Bei einer exogenen kann ich leider nichts sagen, dass meine Kolonien alle ihre Winterruhe bekommen. Deshalb werde ich nun mutmaßen. Wir befinden uns nun in der Hochphase aus der Sicht der Kolonie (z.B. Sommer). Es ist Nahrung im Überfluss vorhanden, die Temperaturen sind hoch, sodass sich die Brut schnell entwickelt. Für den Halter die spannendste Phase. Das dies nicht irgendwie an der Königin zehren sollte kann ich aber nicht wirklich glauben. Dauerhaft den hohen "Stoffwechsel" kann für ein Tier nicht gut sein.
Lässt man nun die ganzen anderen Punkte außer Acht, was soll sonst noch für eine Winterruhe sprechen. Bei mir persönlich finde ich das Gefühl auch immer wichtig, dass man einerseits selber eine "Pause" von diesen Kolonien bekommt. Ich sagen oft in meinen Videos, dass manche Kolonien einfach Selbstläufer sind und man nichts Besonderes machen muss. Gerade wenn ich meine Lasius niger oder Camponotus herculeanus anschaue. Den ganzen Sommer über bekommen sie wenig Beachtung von mir, da sie ja "da" sind. Wenn diese in die Winterruhe gehen merke ich das nicht wirklich, ob ich nun ein paar mehr oder weniger Kolonien habe. Jedoch ist das Gefühl, wenn Sie aus der Winterruhe kommen genau das Gegenteil. Ich freue mich richtig, wenn ich die Kolonien wiedersehe. Gerade die ersten Wochen danach beobachte ich sie wieder regelmäßig, vor allem um zu erfahren, wie sie die Winterruhe überstanden haben. Klar immer laufe schwächt dies wieder ab, aber ich kann mir sicher sein, wenn Sie bei mir im März aus der Winterruhe kommen, ich sie wieder regelmäßig beobachten werden.
Nachdem wir nun den theoretischen Teil zur Winterruhe genug betrachtet haben, möchte ich nun eher mit dem doing zur Winterruhe auseinandersetzen. Gerade Anfänger haben oft Schwierigkeiten bzw. wissen nicht, was sie wann und wie tun sollen. Ich versuche das nun so gut es geht und mit so wenig offenen Fragen wie möglich, eine Art "Fahrplan" schreiben. Wann was zu tun ist. Vor allem möchte ich auf den Unterschied, was machen die Ameisen, was macht der Halter eingehen. Prinzipiell kann man bei der Winterruhe von einem Zeitraum von 4-6 Monaten ausgehen. Im Allgemeinen wird eine Temperatur von 5°C - 8°C empfohlen. Vorher diese Werte stammen kann denke ich keiner sagen. Es ist so ein typischer Wert den man überall liest. Gerade Anfänger machen sie um diese Temperatur zu viele Gedanken. "Mein Kühlschrank hat 3°C, ist das zu kalt?" sind typische Fragen, die man in der Winterzeit oft liest. Meine Empfehlung hier ist. Es sollten maximal 8°C haben, eher weniger. Wenn es zu warm ist senken die Ameisen nicht ihre Aktivität und überwintern "warm". Gerade meine Kolonien werden im Styroporboxen auf dem Balkon überwintert. Das Thermometer in den Boxen meldet auch regelmäßig Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Es schadet kurzzeitig nicht den Tieren. Sie haben noch alle (zumindest fast alle) die Winterruhe bei mir überstanden. Deshalb macht euch nicht zu sehr sorgen um die Temperatur. Größere Sorgen würde ich mich zur Austrocknung der Kolonien machen. Aus meiner Erfahrung kann ich euch sagen. Es sterben mehr Kolonien indem Sie im Winter vertrocknen (ja dort brauchen sie auch Wasser) als das sie erfrieren. Wichtig ist, dass ihr die Feuchtigkeit oder das Wasserreservoir regelmäßig prüft.
Die Ameisen bereiten sich eigentlich, je nach Rhythmus folgendermaßen auf ihre Winterruhe vor. Sie leeren ihren Darm und den Sozialmagen. Larven verlieren deutlich an Wasser. Dieses Verhalten verdickt ihre Körperflüssigkeiten, der Salzgehalt erhöht sich, sodass sie einen höheren Gefrierpunkt bekommen. Kurz gesagt schütz sie das gegen Erfrierungen.
Als Halter kann man folgenden zur Vorbereitung der Kolonien machen, um sie für die Winterruhe zu unterstützen. Man kann ersten die Nahrung einschränken, das heißt, man nimmt die Zuckerwasser Tränke aus der Arena und stellt diese einen Tag die Woche nur noch in die Arena. Proteine gibt man auch nur noch selten. Dadurch simuliert man Futtermangen. Dieses fange ich immer ungefähr Ende Oktober Anfang November an. Im November stelle ich auch schon mal (abhängig der Temperatur) die Kolonien bereits in Styroporboxen auf den Balkon, lasse den Deckel aber noch offen.
Die Ameisen reduzieren ihren Stoffwechsel auf ein Minimales. Hier wird jedoch oft der Unterschied zwischen Winterruhe und Winterschlaf, gerade von den Anfängern verwechselt. Ameisen schlafen nicht während des Winters, sondern sie Ruhe. Bei genauer beobachten erkennt man noch eine minimale Aktivität. Vereinzeln bewegen sich die Tiere.
Als Halter ist es wichtig, dass die Tiere nicht während des Winters vertrocknen. Gerade bei geringen Temperaturen sollte man regelmäßig die Feuchtigkeit des Nestes überprüfen und gegebenenfalls nachfeuchten. Befinden sich die Tiere noch im Reagenzglas sollte hier der Wasserstand des Reservoirs überprüft werden. Der häufigste Tot in der Winterruhe ist nicht die Temperatur, sondern das austrocknen. Diese Gefahr erhöht sich stark falls die Tiere im Kühlschrank überwintert werden, da dieser Feuchtigkeit aus seiner Umgebung zieht.
Die Ameisen steigern bei höheren Temperaturen langsam ihre Aktivität und fangen wieder an nach Nahrung zu suchen. Nach dem Ende der Winterruhe sind diese noch sehr träge, aber nach ein paar Tagen haben diese wieder ihre normale Aktivität zurück.
Man sollte am Ende der Winterruhe, die ich normalerweise so Ende Februar bis Anfang März beende, die Tiere nicht wieder direkt ins warme stellen. Besser ist es, diese langsam wieder an höhere Temperaturen zu gewöhnen. Bei mir werden diese vom Balkon zuerst in meinen unbeheizten Flur gestellt. An ihren gewohnten Platz kommen die Kolonien dann wieder nach einer Woche. Nun kann auch wieder wie gewohnt gefüttert werden.
Von abgeschwächter Winterruhe spricht man, wenn die Tiere z.B. aus dem mediterranen Raum stammen. Diese Tiere brauchen keine so lange Winterruhe. Des Weiteren muss darf man diese auch nicht auf dem Balkon oder Kühlschrank überwintern, sondern am besten in einem unbeheiztem raum bei ~10°C. Die Winterruhe sind auch keine 5-6 Monate, sondern es reicht aus, dass diese 3 Monate dauert. Gerade bei einen Pheidole pallidula führe ich diese aus, indem ich zuerst die Heizmatte ausschalte und diese dann in einen unbeheizten Raum stelle. Bei den Pheidole scheiden sich nun die Geister, ob sie eine Winterruhe benötigen oder nicht. Egal wie nun die richtige Antwort lautet, ich gönne meinen eine Ruhepause
Von Diapause, genauer Dormanz, spricht man, wenn exotische Kolonien für eine bestimmte Zeit die Eiablage einstellen und eine Ruhepause einlegen. Wie in der Winterruhe gibt es hier wieder die endogene und die exogene Diapause. Genau wie in der Winterruhe spricht man hier von der "inneren Uhr" oder von äußeren Faktoren, die zum Beginn der Diapause führen.
Und schon wieder ist ein Jahr vorbei. Heute gibt es noch auf die schnelle ein paar Schnappschüsse von ein paar Kolonien.